Das „Jahrbuch des S.A.C“ (1864 erstmals erschienen) und die Monatsschrift „Alpen“ (ab 1925) sind primär deshalb interessant, weil sie eine Publikationsreihe bilden, die über eine Periode von 150 Jahren kontinuierlich erschienen ist. Dabei haben sich die enthaltenen Textsorten nur unwesentlich verändert und stellen eine vergleichbare Reihe von Texten dar. Mit der Digitalisierung entsteht damit ein sehr homogenes Korpus, an dem Veränderungen des Sprachgebrauchs und damit der darin liegenden Bedeutungsstrukturen leicht ablesbar werden. Das Korpus bietet für mehrere Disziplinen interessantes Ausgangsmaterial für weitere Analysen.
- Sprach- und Kulturwissenschaft: Von Interesse sind sprachhistorisch Veränderungen des Sprachgebrauchs, fachsprachliche Eigenheiten der Texte und kulturwissenschaftliche Aspekte: Das „Sprechen“ über Berge ist geprägt durch kulturelle, historische oder gesellschaftliche Faktoren und der Sprachgebrauch ist dadurch ein Spiegel dieser Faktoren. Anhand der zeitlichen und örtlichen Spezifika des Sprachgebrauchs in alpinistischer Literatur lässt sich die aussersprachliche Welt rekonstruieren, die diesen typischen Sprachgebrauch hervorgebracht hat.
- Computerlinguistik: Das computerlinguistische Interesse am Korpus liegt einerseits in der Aufbereitung des Korpus selber (automatische Wortartenerkennung, Eigennamen/Ortsnamenerkennung etc.), aber auch in der Analyse der Sprachdaten, etwa um Sprachmodelle zu verfeinern. Da die Publikationen darüber hinaus nicht nur deutsche, sondern auch französische und italienische Texte enthalten, bietet es sich an, ein „comparable corpus“ für multilinguale Fragestellungen zu erstellen.
- Literaturwissenschaft: Das Thema der Berge in der Literatur ist ein breit untersuchtes Forschungsgebiet. Deshalb sind Bezüge zu alpinistischen Gebrauchstexten besonders interessant. Vor einem kulturwissenschaftlichen Hintergrund ergeben sich vielfältige Forschungsfragen (Narrative in alpinistischer Literatur, Topoi der Alpen, Begründungsmuster der Alpinisten für ihr Tun im Kontext der Zeit.
- Geschichtswissenschaft: Die historische Forschung zum Alpinismus und zur Bedeutung der Bergwelt für den Menschen im Allgemeinen kann durch die Analyse des Korpus ergänzt werden.
- Kunstwissenschaft: Die im Jahrbuch und den „Alpen“ publizierten Fotografien, Zeichnungen und Gemälde nehmen eine wichtige Stellung ein und sind teilweise von hoher künstlerischer Qualität. Neben den Abbildungen finden sich auch immer wieder Reflexionen über das „richtige“ Fotografieren oder Malen in den Bergen.
- Geografie: Zusammenhang zwischen geografischen Bezeichnungen und Ortspunkten; Quantitative Auswertung von Orten, Flurnamen und Wegen in Verbindung mit evaluierenden Bemerkungen dazu.
- Wirtschaft: Wirtschaftliche Bedeutung des Alpinismus im Wandel der Zeit.
- Ethik/Philosophie: Begründungsmuster für die Nutzung der Alpen.
- Sport: Entwicklung des Alpinismus zum Bergsport und die gesellschaftliche Verankerung.
Die aufgeführte Sammlung an Forschungsfragen ist nicht abschliessend und zeigt die vielfältigen Nutzungsmöglichkeiten. Dabei muss hervorgehoben werden, dass viele dieser Forschungsfragen erst mit der elektronischen Erschliessung des Korpus bearbeitet werden können. Denn durch die korpuslinguistische Aufbereitung (Annotation der Daten mit linguistischen Informationen) lassen sich einfach quantitative Auswertungen durchführen.